"THE ANVIL USUALLY LASTS LONGER THAN
THE HAMMER" — VON GALEN
Hart Werden! Fest Bleiben!
It follows the full text transcript of
Bishop von Galen's Hart werden! Fest Bleiben!
(Become Hard! Remain Firm!)
sermon, delivered at the Liebfrauen Church in Munster,
Germany — July 20, 1941.
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the English translation of this sermon.
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Am heutigen Sonntag wird in allen Gemeinden der Diözese, |
die bisher selbst nicht durch Kriegsschäden
gelitten haben, die von mir angeordnete Kollekte
gehalten für die Bewohner der Stadt Münster. Ich
hoffe, daß es durch das Eingreifen der dafür
zuständigen staatlichen und städtischen Stellen
und durch die brüderliche Hilfe der Katholiken
unseres Bistums, deren Spenden die
Caritasstellen verwalten und verteilen werden,
gelingen wird, vielerlei Not zu lindern.
Gott
sei Dank: Seit mehreren Tagen haben neue
Angriffe der Kriegsgegner unsere Stadt nicht
mehr erreicht. Aber leider muß ich es sagen: Die
Angriffe unserer Gegner im Innern des Landes,
deren Beginn ich am vorigen Sonntag in St.
Lamberti besprochen habe, sind in der letzten
Woche, unbekümmert um unsere Proteste,
unbekümmert um das Herzeleid, das dadurch den
Betroffenen und ihren Angehörigen bereitet wird,
fortgeführt worden.
Am vorigen Sonntag habe ich
es öffentlich beklagt, als himmelschreiendes
Unrecht bezeichnet, daß die Gestapo die
Ordensniederlassungen der Immakulata-Schwestern
in Wilkinghege und der Jesuiten in Münster
aufgehoben, Häuser und Inventar beschlagnahmt
und die Bewohner auf die Straße gejagt, aus der
Heimat vertrieben hatte. Auch das Lourdeskloster
an der Frauenstraße in Münster wurde für die
Gauleitung beschlagnahmt. Ich wußte damals noch
nicht, daß am gleichen Tage, am Sonntag, dem 13.
Juli, die Gestapo das Kamilluskolleg in St.
Mauritz-Sudmühle und unsere Benediktinerabtei
St. Josef in Gerleve bei Coesfeld besetzte,
beschlagnahmte und die Patres und Brüder dort
vertrieb. Sie mußten am gleichen Tage Westfalen
verlassen.
Am 15. Juli wurden auch die
Benediktinerinnen von der Ewigen Anbetung in
Vinnenberg bei Warendorf ausgetrieben und über
die Provinzgrenze gejagt. Am 17. Juli mußten die
Kreuzschwestern in Haus Aspel bei Rees ihr
Besitztum und den Kreis Rees verlassen. Hätte
nicht christliche Liebe sich all dieser
Obdachlosen erbarmt, so wären diese Frauen und
Männer dem Hunger und den Unbilden der Witterung
überlassen.
Vor wenigen Stunden bekam ich nun
auch noch die Trauernachricht, daß gestern, am
19. Juli, zum Abschluß dieser zweiten
Schreckenswoche für unser Münsterland, die
Gestapo
auch das deutsche Provinzialhaus der Missionare
vom heiligsten Herzen Jesu, das euch allen
wohlbekannte große Missionskloster in Hiltrup,
besetzt, beschlagnahmt und enteignet hat. Die
noch dort wohnenden Patres und Brüder mußten bis
gestern abend 8 Uhr ihr Heim und ihren Besitz
verlassen. Auch sie sind aus Westfalen und
wiederum auch aus der Rheinprovinz ausgewiesen.
Die dort noch wohnenden Patres und Brüder: Ich
sage das mit besonderer Betonung: denn aus den
Reihen der Hiltruper Missionare stehen zur Zeit,
wie ich kürzlich zuverlässig erfuhr, 161 Männer
als deutsche Soldaten im Felde, teilweise direkt
vor dem Feinde, 53 Patres von Hiltrup sind als
Sanitäter im Dienste der verwundeten Soldaten
tätig, 42 Theologen und 66 Brüder dienen als
Soldaten mit der Waffe dem Vaterland, sind
teilweise schon mit dem Eisernen Kreuz, dem
Sturmabzeichen und anderen Auszeichnungen
geschmückt. Ähnlich ist es bei den Patres
Kamillianern von Sudmühle, bei den Jesuiten von
Sentmaring und bei den Benediktinern von St.
Josef in Gerleve! Während diese deutschen Männer,
in treuer Kameradschaft mit den anderen
deutschen Brüdern, unter Einsatz ihres Lebens,
gehorsam ihrer Pflicht, für die Heimat kämpfen,
wird ihnen im Vaterland rücksichtslos und ohne
jeden Rechtsgrund die Heimat genommen, das
klösterliche Vaterhaus zerstört! Wenn sie, wie
wir hoffen, siegreich wiederkommen, finden sie
ihre Klosterfamilie von Haus und Hof vertrieben,
ihre Heimat von Fremden, von Feinden besetzt!
Was soll das? Wie soll das enden? Es handelt
sich nicht etwa darum, für obdachlose Bewohner
von Münster eine vorübergehende Unterkunft zu
schaffen. Die Ordensleute waren bereit und
entschlossen, ihre Wohnung für solche Zwecke
aufs äußerste einzuschränken, um gleich Anderen
Obdachlose aufzunehmen und zu verpflegen. Nein,
darum handelt es sich nicht: Im
Immakulatakloster in Wilkinghege richtet sich,
wie ich höre, die Gaufilmstelle ein. Man sagt
mir, in der Benediktinerabtei St. Josef werde
ein Entbindungsheim für uneheliche Mütter
eingerichtet. Was in Sentmaring, in Sudmühle und
Vinnenberg eingezogen ist, habe ich noch nicht
erfahren. Ich bin ja überhaupt ohne amtliche
Benachrichtigung gelassen. Und keine Zeitung hat
bisher von den gefahrlosen Siegen, die in diesen
Tagen die Beamten der Gestapo über wehrlose
deutsche Männer und schutzlose deutschen Frauen
errungen haben und von den Eroberungen, die die
Gauleitung in der Heimat am Eigentum deutscher
Volksgenossen gemacht hat!
Ich bin am Montag,
dem 14. Juli, persönlich beim Herrn
Regierungspräsidenten gewesen und habe ihn um
Schutz für die Freiheit und das Eigentum
schuldloser deutscher Menschen gebeten. Er hat
mir erklärt, daß die Gestapo eine völlig
selbständige und von der Regierung unabhängige
Behörde sei, in deren Maßnahmen er nicht
eingreifen könne. Er hat mir aber versprochen,
meine Beschwerden und Bitten sofort dem Herrn
Oberpräsidenten und Gauleiter Dr. Meyer
vorzutragen. Es hat nichts genützt!
Am gleichen
Montag dem, 14. Juli, habe ich an die
Reichskanzlei des Führers in Berlin ein
Telegramm gesandt mit folgendem Wortlaut:
Nachdem
seit dem 6. Juli die Kriegsgegner die Stadt
Münster in furchtbaren Nachtangriffen zu
zerstören suchen, hat die Gestapo am 12. Juli
begonnen, die Klöster und Ordenshäuser in Stadt
und Umgebung zu beschlagnahmen und samt Inventar
zu Gunsten der Gauleitung zu enteignen.
Die
Bewohner, schuldlose deutsche Männer und Frauen,
ehrenhafte Mitglieder deutscher Familien, deren
Angehörige zum Teil als Soldaten für Deutschland
kämpfen, werden ihres Heimes beraubt, auf die
Straße gejagt, aus der Heimatprovinz verbannt.
Ich bitte den Führer und Reichskanzler im
Interesse der Gerechtigkeit und der
Geschlossenheit der inneren Front um Schutz für
die Freiheit und das Eigentum dieser ehrenwerten
deutschen Menschen gegen die Willkürmaßnahmen
der Gestapo und gegen Beraubung zu Gunsten der
Gauleitung.
Ähnliche Bitten habe ich
telegraphisch dem Reichsstatthalter für Preußen,
Reichsmarschall Hermann Göring, dem
Reichsinnenminister, dem Reichskirchenminister,
und schließlich auch noch dem Oberkommando der
Wehrmacht unterbreitet. Ich hatte gehofft, daß,
wenn nicht Erwägungen der Gerechtigkeit, so doch
wenigstens die Erkenntnis der Folgen für die
Geschlossenheit der inneren Front jetzt im
Kriege jene Stellen bewegen würden, dem Vorgehen
der Gestapo gegen unsere Brüder und Schwestern
Einhalt zu tun, und daß man schuldlosen
deutschen Frauen ritterlichen Schutz nicht
versagen würde.
Es war vergebens: das Vorgehen
wurde fortgesetzt und jetzt ist bereits
eingetreten, was ich schon lange vorausgesehen
und am vorigen Sonntag vorausgesagt habe: Wir
stehen vor den Trümmern der inneren
Volksgemeinschaft, die in diesen Tagen
rücksichtslos zerschlagen worden ist!
Ich habe
den Regierungspräsidenten, die Herren Minister,
das Oberkommando der Wehrmacht eindringlich
darauf hingewiesen, wie die Gewalttaten gegen
unbescholtene deutsche Männer, wie diese Rohheit
gegenüber wehrlosen deutschen Frauen, die aller
Ritterlichkeit Hohn spricht und nur aus einem
abgründigen Haß gegen die christliche Religion
und gegen die katholische Kirche entspringen
kann, wie diese Machenschaften geradezu wie
Sabotage und Sprengung der Volksgemeinschaft
wirken. Volksgemeinschaft mit den Männern,
die unsere Ordensleute, unsere Brüder und
Schwestern ohne Rechtsgrund, ohne Untersuchung,
Verteidigungsmöglichkeit und Gerichtsurteil wie
Freiwild aus dem Lande hetzen?
Nein! Mit ihnen
und allen dafür Verantwortlichen ist mir keine
Gemeinschaft im Denken und Fühlen mehr möglich!
Ich werde sie nicht hassen, ich wünsche von
Herzen, daß sie zur Einsicht kommen und sich
bekehren; wie ich auch sofort ein fürbittendes
Gebet zum Himmel gesandt habe für die Seele des
am 5. Juli plötzlich verstorbenen
Ministerialdirigenten Roth. Er war katholischer
Priester der Erzdiözese München, war seit Jahren
ohne Erlaubnis und gegen den Willen seines
Bischofs Beamter im Reichskirchenministerium und
hat gar viele, die Rechte der Kirche verletzende,
die Würde der Kirche kränkende Schriftstücke für
den Minister Kerrl verfaßt und unterzeichnet.
Jetzt ist er bei einer Bootsfahrt auf dem Inn
verunglückt und im reißenden Strom ertrunken.
Gott sei seiner armen Seele gnädig!
So wollen
wir nach dem Gebot des Heilands beten für alle,
die uns verfolgen und verleumden! Aber, solange
sie sich nicht ändern, solange sie fortfahren,
Unschuldige zu berauben, aus dem Lande zu
treiben, einzukerkern, solange lehne ich jede
Gemeinschaft mit ihnen ab!
Nein, die
Gemeinsamkeit in Gesinnung und Streben in
unserem Volk ist gegen unseren Willen,
ungeachtet unserer Warnungen unheilbar gestört.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß unsere
alteingesessenen Bürger und Bauern, Handwerker
und Arbeiter, daß unsere Frauen, daß eure Väter,
Brüder und Söhne, die jetzt an der Front ihr
Leben für Deutschland einsetzen, mit den
Verfolgern und Vertreibern unserer Ordensleute
irgendwie Gesinnungsgemeinschaft pflegen werden.
Wir werden ihnen gehorchen, soweit sie als
Vertreter der rechtmäßigen Obrigkeit uns Befehle
zu erteilen haben. Aber Gesinnungsgemeinschaft,
ein Gefühl innerer Verbundenheit mit diesen
Kirchenverfolgern, mit diesen Klosterstürmern,
die wehrlose Frauen und Mädchen, Kinder unserer
besten Familien, unsere Schwestern aus ihrer
klösterlichen Heimat jagen, wo sie, teilweise
seit Jahrzehnten, in Arbeit und Gebet unserem
Volke nur Gutes getan haben, das kann es für uns
nicht geben! Ich müßte mich schämen vor Gott und
vor euch, ich müßte mich schämen vor unseren
edlen deutschen Vorfahren, vor meinem
ritterlichen seligen Vater, der meine Brüder und
mich mit unerbittlichem Ernst zu zarter
Hochachtung vor jeder Frau und jedem Mädchen, zu
ritterlichem Schutz aller unschuldig Bedrängten,
besonders jener, die als Frauen Abbilder
unserer eigenen Mütter, ja der lieben
Gottesmutter im Himmel sind, ermahnt, erzogen
und angeleitet hat, wenn ich Gemeinschaft
halten würde mit jenen, die schutzlose Frauen
aus Heim und Heimat vertreiben, und obdachlos
und mittellos aus dem Lande jagen!
Dazu kommt,
was ich schon am letzten Sonntag in der
Lambertikirche ausführlich bewiesen habe, was
ich heute noch einmal mit großem Ernst aus Liebe
zu Volk und Vaterland warnend wiederhole: Dieses
strafweise Vorgehen der Gestapo gegen Schuldlose,
ohne gerichtliches Verfahren, ohne
Verteidigungsmöglichkeit, die "verteidigungslose
Verdammung von vornherein Verurteilter und
jeglicher Verteidigungsmittel Beraubter", wie
Reichsminister Dr. Frank es genannt hat,
zerstört die Rechtssicherheit, untergräbt das
Rechtsbewußtsein und vernichtet das Vertrauen
auf die Staatsführung.
Gewiß, wir Christen
machen keine Revolution! Wir werden weiter treu
unsere Pflicht tun im Gehorsam gegen Gott, aus
Liebe zu unserem deutschen Volk und Vaterland.
Unsere Soldaten werden kämpfen und sterben für
Deutschland, aber nicht für jene Menschen, die
durch ihr grausames Vorgehen gegen unsere
Ordensleute, gegen ihre Brüder und Schwestern,
unsere Herzen verwunden und dem deutschen Namen
vor Gott und den Mitmenschen Schmach antun. Wir
kämpfen tapfer weiter gegen den äußeren Feind.
Gegen den Feind im Innern, der uns peinigt und
schlägt, können wir nicht mit Waffen kämpfen. Es
bleibt uns nur ein Kampfmittel: starkes, zähes,
hartes Durchhalten!
Hart werden! Fest bleiben!
Wir sehen und erfahren jetzt deutlich, was
hinter den neuen Lehren steht, die man uns seit
einigen Jahren aufdrängt, denen zuliebe man die
Religion aus den Schulen verbannt hat, unsere
Vereine unterdrückt hat, jetzt katholische
Kindergärten zerstören will: abgrundtiefer Haß
gegen das Christentum, das man ausrotten möchte.
Wenn ich recht unterrichtet bin, hat das ja auch
der Schulungsleiter Schmidt vor 14 Tagen in der
Stadthalle hier vor einem zwangsweise geladenen
Publikum, darunter Schüler und Schülerinnen,
offen ausgesprochen, und Herr Kreisleiter
Miering hat begeistert Beifall gespendet und
versprochen, für die Ausführung solcher Pläne
sich einzusetzen.
Hart werden! Fest bleiben!
Wir
sind in diesem Augenblick nicht Hammer, sondern
Amboß. Andere, meist Fremde und Abtrünnige,
hämmern auf uns, wollen mit Gewaltanwendung
unser Volk, uns selbst, unsere Jugend neu formen,
aus der geraden Haltung zu Gott verbiegen. Wir
sind Amboß und nicht Hammer! Aber seht einmal zu
in der Schmiede! Fragt den Schmiedemeister und
laßt es euch von ihm sagen: Was auf dem Amboß
geschmiedet wird, erhält seine Form nicht nur
vom Hammer, sondern auch vom Amboß.
Der Amboß
kann nicht und braucht auch nicht
zurückzuschlagen, er muß nur fest, nur hart sein!
Wenn er hinreichend zäh, fest, hart ist, dann
hält meistens der Amboß länger als der Hammer.
Wie heftig der Hammer auch zuschlägt, der Amboß
steht in ruhiger Festigkeit da und wird noch
lange dazu dienen, das zu formen, was neu
geschmiedet wird. Was jetzt geschmiedet wird,
das sind die zu Unrecht Eingekerkerten, die
schuldlos Ausgewiesenen und Verbannten. Gott
wird ihnen beistehen, daß sie Form und Haltung
christlicher Festigkeit nicht verlieren, wenn
der Hammer der Verfolgung sie bitter trifft und
ihnen ungerechte Wunden schlägt.
Was in diesen
Tagen geschmiedet wird, sind unsere Ordensleute,
Patres, Brüder und Schwestern. Ich habe
vorgestern einen Teil der Vertriebenen in ihren
provisorischen Unterkünften besuchen können und
mit ihnen gesprochen. Ich habe mich erbaut und
begeistert an der tapferen Haltung der braven
Männer, der schwachen, wehrlosen Frauen, die man
roh und rücksichtslos aus ihrer Klosterheimat,
aus der Kapelle und der Nähe des Tabernakels
verjagte, die erhobenen Hauptes, im Bewußtsein
ihrer Schuldlosigkeit, in die ungewisse
Verbannung gehen, vertrauend auf jenen, "der die
Vögel des Himmels speist und die Lilien des
Feldes kleidet", ja freudig, in jener Freude,
die der Heiland seinen Jüngern anbefiehlt:
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen
verfolgen und hassen um meinetwillen! Freuet
euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im
Himmel!
Wahrhaftig, diese Männer und Frauen
sind Meisterwerke der göttlichen
Schmiedewerkstatt.
Was in dieser Zeit
geschmiedet wird zwischen Hammer und Amboß, ist
unsere Jugend: die heranwachsende, die noch
unfertige, die noch bildungsfähig weiche Jugend!
Wir können sie den Hammerschlägen des Unglaubens,
der Christentumsfeindlichkeit, der falschen
Lehren und Sitten nicht entziehen. Was wird
ihnen vorgetragen und aufgedrängt in ihren
Heimabenden und den Dienststunden jener
Jugendvereinigungen, denen sie, wie man sagt,
unter Zustimmung ihrer Eltern freiwillig
beigetreten sind? Was hören sie in den
Schulen, in die heute alle Kinder ohne Rücksicht
auf den Willen der Eltern hineingezwungen werden?
Was lesen sie in den neuen Schulbüchern?
Laßt
euch doch, christliche Eltern, die Bücher zeigen,
besonders die Geschichtsbücher der höheren
Schulen! Ihr werdet entsetzt sein, mit welcher
Unbekümmertheit um die geschichtliche Wahrheit
dort versucht wird, die unerfahrenen Kinder mit
Mißtrauen gegen Christentum und Kirche, ja mit
Haß gegen den christlichen Glauben zu erfüllen!
In den bevorzugten staatlichen Lehranstalten,
den Hitlerschulen und den neuen Lehranstalten
für künftige Lehrer und Lehrerinnen, wird jeder
christliche Einfluß, ja jede wirklich religiöse
Betätigung grundsätzlich ausgeschlossen. Und was
geschieht mit den im letzten Frühjahr unter
Hinweis auf die Luftgefahr in ferne Gegenden
verschickten Kindern? Wie steht es mit dem
Religionsunterricht für sie und mit der Übung
der Religion? Christliche Eltern, um all das
müßt ihr euch kümmern, sonst versäumt ihr eure
heiligsten Pflichten, sonst könnt ihr nicht
bestehen vor eurem Gewissen und vor jenem, der
euch die Kinder anvertraut, damit ihr sie auf
den Weg zum Himmel führt!
Wir sind Amboß nicht
Hammer! Ihr könnt eure Kinder, das Edle, aber
noch ungehärtete und ungestählte Rohmetall,
leider den Hammerschlägen der
Glaubensfeindlichkeit, der Kirchenfeindlichkeit
nicht entziehen. Aber auch der Amboß formt mit.
Laßt euer Elternhaus, laßt eure Elternliebe und
-treue, laßt euer vorbildliches Christenleben
der starke, zähe, feste und unerschütterliche
Amboß sein, der die Wucht der feindlichen
Schläge auffängt, der die noch schwache Kraft
der jungen Menschen immer wieder stärkt und
befestigt in dem heiligen Willen, sich nicht
verbiegen zu lassen aus der Richtung zu Gott.
Was in dieser Zeit geschmiedet wird, sind fast
ohne Ausnahme wir alle. Wie viele sind abhängig
durch Pensionen, Staatsrenten, Kinderbeihilfen
und anderes! Wer ist denn heute noch unabhängig
und freier Herr in seinem Besitz oder Geschäft?
Es mag sein, daß, zumal im Kriege, eine starke
Überwachung und Lenkung, ja auch die
Zusammenfassung und Zwangssteuerung von
Produktion und Wirtschaft, von Erzeugung und
Verbrauch notwendig ist, und wer wird das nicht
aus Liebe zu Volk und Vaterland willig tragen!
Aber damit ist auch eine Abhängigkeit jedes
einzelnen von vielen Personen und Dienststellen
gegeben, die nicht nur die Freiheit des Handelns
beschränken, sondern auch die freie
Unabhängigkeit der Gesinnung in schwere Gefahr
und Versuchung bringen, wenn diese Personen und
Dienststellen zugleich eine
christentumsfeindliche Weltanschauung vertreten
und bei den von ihnen abhängigen Menschen
durchzusetzen suchen. Erst recht ist solche
Abhängigkeit gegeben bei allen Beamten. Und
welcher Mut, welcher Heldenmut mag für manche
Beamten dazu gehören, sich trotz allen Druckes
noch immer als echte Christen, als treue
Katholiken zu erweisen und öffentlich zu
bekennen!
Wir sind zur Zeit Amboß, nicht Hammer!
Bleibt stark und fest und unerschütterlich wie
der Amboß bei allen Schlägen, die auf ihn
niedersausen; in treuestem Dienst für Volk und
Vaterland, aber auch stets bereit, in äußerstem
Opfermut nach dem Wort zu handeln: "Man muß Gott
mehr gehorchen als den Menschen!" Durch das vom
Glauben geformte Gewissen spricht Gott zu jedem
von uns. Gehorcht stets unweigerlich der Stimme
des Gewissens.
Nehmt euch zum Beispiel und
Vorbild jenen preußischen Justizminister der
alten Zeit, ich habe ihn früher schon einmal
erwähnt, dem einst sein König Friedrich der
Große das Ansinnen stellte, er solle sein
gesetzmäßig gefälltes Gerichtsurteil nach dem
Wunsche des Monarchen umstoßen und abändern. Da
hat dieser echte Edelmann, ein Herr von
Münchhausen, seinem König die prachtvolle
Antwort gegeben: "Mein Kopf steht eurer Majestät
zur Verfügung, aber nicht mein Gewissen!" Er
wollte damit sagen: Ich bin bereit, für meinen
König zu sterben, ja ich würde im Gehorsam sogar
den Tod von Henkershand annehmen. Mein Leben
gehört dem König, nicht mein Gewissen; das
gehört Gott!
Ist das Geschlecht solcher
Edelleute, die so gesinnt sind und so handeln,
sind die preußischen Beamten dieser Art
ausgestorben? Gibt es nicht mehr Bürger und
Bauern, Handwerker und Arbeiter von gleicher
Gewissenhaftigkeit und gleichem Edelmut? Das
kann, das will ich nicht glauben! Und darum noch
einmal: Werdet hart! Werdet fest! Bleibt
standhaft, wie der Amboß unter den
Hammerschlägen! Es kann sein, daß der Gehorsam
gegen Gott, die Treue gegen das Gewissen mir
oder euch das Leben, die Freiheit, die Heimat
kostet. Aber: "Lieber sterben als sündigen!"
Möge Gottes Gnade, ohne die wir nichts vermögen,
euch und mir diese unerschütterliche Festigkeit
geben und erhalten!
Meine lieben Katholiken von
Münster! Nachdem in der Nacht vom 7. zum 8. Juli
das Seitenschiff des Domes von einer Sprengbombe
durchschlagen war, hat in der folgenden Nacht
eine an der Außenwand herabkommende Bombe den
Ludgerusbrunnen, das Denkmal der Rückkehr des
seligen Bischofs Johann Bernhard aus der
Verbannung im Jahre 1884, zerstört. Die Statuen
der beiden Bischöfe Luitger und Erpho an beiden
Seiten des Denkmals sind stark beschädigt.
Fast unzerstört geblieben ist die Steinfigur des
hl. Ludger, des Apostels unseres Münsterlandes
und ersten Bischofs von Münster.
Segnend und zum
Himmel weisend erhebt er die unbeschädigt
gebliebene rechte Hand, gleich als sollte uns
durch die fast wunderbare Errettung dieses
Bildes die Mahnung zugerufen werden: "Was auch
kommen mag, haltet fest an dem von Gott
geoffenbarten, von den Vorfahren ererbten
katholischen Glauben. In aller Zerstörung
menschlicher Werke, in aller Not und Sorge, in
aller Bedrängnis und Verfolgung — Empor die
Herzen!" St. Ludger ermahnt euch. Ich, sein 70.
Nachfolger auf dem münsterischen Hirtenstuhl,
ermahne euch mit den Worten, die in der ersten
Christenverfolgung der Apostel Petrus, der erste
Papst, den bedrängten Christen schrieb:
Demütigt
euch unter Gottes allmächtige Hand, dann wird er
zur rechten Stunde euch erhören. Werft alle
Sorgen auf ihn, denn er nimmt sich eurer an.
Seid nüchtern und wachsam, denn euer Feind, der
Teufel, geht umher wie ein nach Beute brüllender
Löwe . . . Widersteht ihm standhaft im Glauben
... Der Gott aller Gnaden, der euch durch Jesus
Christus berufen hat, nach kurzer Leidenszeit in
seine Herrlichkeit einzugehen, er wird euch
ausrüsten, stärken, festmachen! Ihm sei Ehre und
Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
(1
Petr 5)
Lasset uns beten für unsere verbannten
Ordensleute, für alle, die ungerecht leiden
müssen, für alle Notleidenden, für unsere
Soldaten, für Münster und seine Bewohner, für
unser Volk und Vaterland und seinen Führer.
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